Mainz - Junge Kunst in einer mittelalterlichen Kulisse, das
gab es am Wochenende im Mainzer Eisenturm zu sehen. Im Rahmen der neuen
Ausstellungsreihe "OpenSpace" des Kunstvereins Eisenturm zeigten fünf
Studierende der Kunsthochschule Mainz unter dem Titel ""The sons of Pierre
Paris" ihre Arbeiten. Anna Neroslavsky, Ferdinand Weiß und Wilhelm Beermann sind
Studenten der Malerei, Selina Ruffing und Suleika Schäfer studieren
Bildhauerei.
Die Werke, mit denen die jungen Künstler ihren "OpenSpace" in den Räumen des
Eisenturms angefüllt haben, unterscheiden sich stark. Die Malerei von Anna
Neroslavsky ist figürlich, aber dennoch surrealistisch. In dem großformatigen
Gemälde "Wenn ich wieder da bin" verschwimmen die Gesichter der dargestellten
Personen, merkwürdige Brüche verzerren die Bildatmosphäre. "Mir sind Form und
Farbe wichtig", erzählt Neroslavsky. Sie wolle mit ihren Gemälden eine
Geschichte erzählen, dennoch sei ihre Kunst persönlich. "Oft verwende ich Fotos
als Vorlage", erzählt die 22-Jährige. Collagenhaft fügt Neroslavsky dabei die
Bildelemente zusammen, das Wichtigste sei aber das Bild als
System.
Noch abstrakter erscheinen die Werke ihres Kommilitonen Wilhelm Beermann.
Seine unbetitelten Werke erschließen sich dem Betrachter nur schwer. "Ich gehe
bei meinen Bildern immer vom Gegenständlichen aus", erzählt der 26-Jährige. Die
konkreten Gegenstände werden in seinen Gemälden aber immer mehr abstrahiert und
verfremdet. Heraus kommen stark farbige Bilder mit dickem Farbauftrag, die viel
Raum für Interpretation lassen. Die Aquarelle und Gemälde von Ferdinand Weiß,
dem dritten ausstellenden Maler, befinden sich ebenfalls an der Grenze der
Gegenständlichkeit. Seine bunten, verfremdeten Naturmotive wirken surreal und
traumartig.
Die fünf Künstler kennen sich seit ihrem ersten Semester. Sie studieren
mittlerweile zwei Jahre lang an der Kunsthochschule Mainz und arbeiten teilweise
zusammen in Ateliers. Als Kunst, die auf den ersten Blick nicht als solche ins
Auge sticht, lassen sich die Werke Selina Ruffings beschreiben. Die
Bildhauerei-Studentin stellt ihre Kunst aus "Wegwerfmaterialien" und Fundstücken
vom Sperrmüll her. Das von der Decke hängende Holzgestell, von dem Stoffbahnen
herabhängen mit dem Titel "Erythrophilia" erinnert an einen
Kronleuchter.
In Titeln wie "Blue Hoover" für das Objekt aus einem Schlauch, von dem
ebenfalls Stoffbahnen herabhängen, zeigt sich die ironische Komponente von
Ruffings Kunst. Dynamik und unterschiedliche Materialien finden sich auch in den
Werken von Suleika Schäfer. Ihre aus eingerolltem Filz hergestellte Arbeit
scheint sich an der Wand des Eisenturms hinaufzurollen, während in einem anderen
Werk ein angerostetes Metallrohr, das in schneebedecktem Stroh zu stecken
scheint, Rätsel aufgibt.
Trotz aller Unterschiede haben die Werke der drei Malerei- und zwei
Bildhauereistudenten also ihren abstrakten Charakter gemein und zeigen
durchdachte, junge Kunst, die Lust auf den nächsten "OpenSpace" im Eisenturm
macht. Julia
Radgen